Dienstag, 10. März 2009

Freitag, 25. April 2008

Umzug

Wichtige Mitteilung. Wir sind umgezogen.
Neue Adresse ist:

http://freiebildung.wordpress.com/

Die haben coole Features, die wollen wir unbedingt!

Mittwoch, 23. April 2008

Elmar der Rutschbahnhallodri

(Papa)
Letztens (am Samstag) waren wir auf dem Spielplatz (mal wieder).
Dort war ein kleines Kind namens Elmar und sein Eltern.
Elmar kletterte also auf dem Spielgerät herum. Dann hüpfte er auf der Hängebrücke. Schon kam sein Vater an: "Elmar, das ist nicht zum Spielen da. Kletter hoch, und rutsch runter. Dafür ist es da."
Aber Elmar machte weiter Probleme. Er stieß sich den Kopf. Der Vater bekam einen Gesichtsausdruck, den aussah, als würde er folgende Gefühle alle zusammen wiederspiegeln: Oh Gott, Der Regenwald ist abgeholzt, die Flüsse sind ausgetrocknet, das jüngste Gericht steht vor der Tür, ich habe meine Steuererklärung vergessen, und wir werden alle sterben.

Ja, Elmar hatte sich den Kopf an einer Stange gestoßen. Weinte Elmar? Nein. Schrie Elmar? Nein. Verzweifelte Elmar an der Ungerechtigkeit der Welt und der Stangen insbesondere? Auch nein. Elmar machte, was die meisten Kinder machen, wenn sie sich den Kopf stoßen. Er fiel hin und stand wieder auf.
Dann kam der Vater: "Elmar, hast Du Dich verletzt? Tut's Dir weh? Wo tut's Dir weh? Wie weh tut's denn? Siehst Du? Nur rutschen!"
Elmar antwortete nicht.
Ein paar Minuten später entdeckten Elmar und Chopper sich. Sie kletterten die Rutschbahn hoch. Sobald sie halb oben waren, ließen sie los und rutschten sich gegenseitig über den Haufen.
Das Lachen und die Freude war groß.
Die beiden hatten so viel Spaß zusammen.
Irgendwann war dann Heimgeh-Zeit für Elmar. Er wurde hermetisch verpackt, mit allen möglichen Knie-, Kopf-, Arm-, Bein- und Rückenschonern versiegelt und dann auf sein Fahrrad gesetzt.
Dann versuchte er davon zu fahren (mit dem Fahrrad). Dabei fiel er natürlich öfter hin (er konnte sich unter seiner Versiegelung ja kaum noch bewegen).

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es das ist, worauf sich der Umgang mit Kindern mittlerweile reduziert hat. Ruhigstellen, Verpacken, zur Schule schicken.

Für einen Moment (mit einem Ähnlichaltrigen in diesem Fall) hatte Elmar das Glück, Elmar sein zu dürfen.

Doch ich glaube es ist nicht das Alter, sondern es sind die Interessen. Menschen brauchen Menschen mit ähnlichen Interessen. Menschen, die ihnen nicht ein Muss und eine Autorität befehlen können.
Das können Ähnlichaltrige sein, aber auch ganz ausgewachsene Menschen, ja sogar Rentner.
Für keinen Menschen sind Ähnlichaltrige unersetzbar. Ähnlichaltrig ist nicht mal eine Qualität an sich. Es ist eine Zahl, von der wir nicht mal wüssten, wenn wir nicht zählen könnten.

Menschen brauchen gleichberechtigte Menschen - alle, egal welchen Alters.


Woher ich diesen Glauben nehme? 5 Minuten nach Elmars stolpriger Abreise, kam ein anderer Mensch in Choppers Alter. Chopper ging mehrmals hin und wollte mit ihm spielen. Fehlanzeige!
Warum ich mir erlaube diesen Glauben zu verallgemeinern? Weil ich es immer und immer wieder erlebe, und es meinem eigenen Kontakt-Knüpfen mit anderen Menschen entspricht.
Ich suche mir Menschen mit gleichen Interessen. Egal wie alt.
Dann gibt es keinen Generationenkonflikt mehr.

Freitag, 18. April 2008

Nihon go dozo (2)

(Papa)
Seit gestern lerne ich also mit meinem Sprach-Trainer.
Für das Wiederholen von Wörtern habe ich jetzt zwei Algorithmen eingebaut, einer ist wirklich trivial, der andere ist Sebastian Leitners' Karteikasten.
Mit dem bin ich recht zufrieden, wobei ich schon wieder 10 Punkte gesehen habe, die ich unbedingt!!!! noch verbessern muss. Zusammen mit dem Rest des Programmes mache ich wirklich hayaku Fortschritte :)
Ich kann jetzt schon fast das ganze Hiragana Alphabet und etwas Katakana, und auch schon recht viele Kanjis, so dass ich bei den meisten Chinesischen Plakaten oder Schriften (also auf Geschäften oder so) zumindest schon die Idee erkennen kann.
Diese extremen Fortschritte im Kanji (also den verwirrenden Strichen) verdanke ich aber dem Buch "Nicht überall schreibt man ABC".
Ich habe mir auch noch "Gemalte Wörter" und "Die Kanji lernen und behalten" besorgt - diese finde ich aber nicht so überzeugend.
Hier noch eine Kurz-Besprechung, für alle, die die japanischen Zeichen näher kennen lernen wollen.
Gemalte Wörter ist zu Chinesisch-Lastig und Die Kanji lernen und behalten ist mir zu Mnemotechnisch (also mehr Eselsbrücke).
"Nicht überall schreibt man ABC" bietet dagegen eine Zerlegung der Kanji in ihre Bestandteile und eine etymologische Ausdeutung. Dann kann man es sich merken und das Wissen hat auch Hand und Fuß und ist voll interessant.

Ein Beispiel: Das Kanji für "alt" besteht aus: 10 und Mund. Ein Sprichwort heißt "Eine Nachricht, die 10 mal weitererzählt wurde, ist alt".

Donnerstag, 17. April 2008

Chopper liest 3 (Kleinbuchstaben)

Chopper liest jetzt auch Kleinbuchstaben. Eigentlich wollte ich ja die Kleinbuchstaben vor ihm verheimlichen (warum hab ich schon weiter oben geschrieben) - jedoch kann man wohl einen Menschen nicht unwissend halten (außer er war... na, ihr wisst schon wo).

Wie lernte er jetzt die Kleinbuchstaben, nachdem ich mich ja weigerte das Computerprogramm zu erweitern und sie auch nicht mit ihm übte (so wie mit den Großbuchstaben) ?
Jeden Tag ging er immer wieder zur Tafel und fragte: "Wie geht ein kleines H ?" - "Wie geht ein kleines D?" - "Wie geht ein kleines E" und so weiter.
Ich malte dann immer den Groß- und den Kleinbuchstaben daneben. Ich finde b und d und B und D übrigens sehr verwirrend (das wäre doch mal eine gute Reform - neue Kleinbuchstaben:)
Er fragte immer wieder und irgendwann hatte er dann fast alle.
Dann las er immer wieder irgendwelche Aufschriften und die restlichen ergänzten sich ja - die meisten sehen ja aus wie ihre Großbuchstaben Äquivalente.

Jetzt spielte er gerade Lollipop und die Schlaumäuse (mir gefällt das Spiel überhaupt nicht - einmal ist es von Microsoft - und zum anderen kommt man in dem Spiel durch ausprobieren und raten schneller ans Ziel (und manchmal sogar sicherer) - es ist damit bestimmt eine optimale Ihr-Wisst-Schon-Was-Vorbereitung:)
Auf jeden Fall las er dort jetzt alle Wörter, Klein- und Großbuchstaben wechseln sich dort ab.

Was mir immer noch Sorgen macht ist sein Ch, Sch, S, das sich alles gleich anhört. Gottseidank ist eine Freundin von der Mama Logopädin (und jetzt bald mit dem Studium fertig).
Hat sonst jemand Tipps ? Seine "Rechtschreibung" leidet nämlich darunter (keine Angst - als guter Unschooler verbessere ich ihn natürlich nicht - Rechtschreibung kommt automatisch mit dem Lesen).

Ich freue mich nur mit ihm, ich höre ihm genau zu, und ich helfe ihm, wenn er Hilfe verlangt.

--
Eine kleine Abschlussbemerkung: es scheint mir so, als wäre ihm Schreiben wichtiger als Lesen. Er macht es mehr und automatischer, und manchmal, wenn er auf der Toilette sitzt, oder sich unbeobachtet fühlt, buchstabierte er Wörter vor sich hin (das macht er auch beim Schreiben so).
Kennt dieses Phänomen jemand? Ich dachte immer, Lesen wäre interessant und Schreiben nur lästige Arbeit.

Sonntag, 13. April 2008

Die wahre Geschichte vom hässlichen Entlein

(Papa)
Dies ist eine wahre und sehr persönliche Geschichte über die Hässlichkeit, und aus welcher Richtung ich ihr Kommen vermute.
Angeregt hat mich dazu John Holts' - Aus schlauen Kindern werden Schüler.
Er beschreibt dort, dass geistig behinderte Kinder hässlich werden, weil sie die Erwartungen der anderen untertreffen. Diese anderen sind dann voll Abscheu. Diesen Spüren die Kinder, und mit der Zeit entweicht alle Selbstachtung und Menschlichkeit aus dem Wesen. Bis es so verabscheuenswert geworden ist, dass es die Erwartungen, die die geistige Behinderung in die Reaktionen der anderen Menschen gepflanzt hat, erfüllt.
Wem das alles zu schnell und oberflächlich erklärt war, der kann es ja nachlesen :)

Ich kenne auch so eine Geschichte (eigentlich mehrere, aber von zwei will ich erzählen).
Ich hatte letztes Jahr einen Schüler (Legasthenie und alles andere auch), der war wirklich unansehnlich. Einmal, als er dann die "Legasthenie" (sie war ihm nur angedichtet) bewältigt hatte, sah er für einen kurzen Augenblick auf und lächelte. Sein Gesicht war sonst immer total "entspannt". Keine Regung in der Seele. Kein Mensch hinter seinen Augen.
Er war schon komplett abgestorben. Aber in diesem einen Augenblick, war er richtig schön. Wie ein Mensch, der eine Idee hatte, der Hoffnung spürte. Ich war überrascht und fast schockiert.
Was konnte die Schule nur für ein Monster sein, und was konnte wirkliche Bildung und wirkliches Interesse für einen Menschen bewirken. Seine Augen blitzten für einen Moment.

Und heute erinnerte ich mich an die zweite Geschichte. Auch mir wurde meine ganze Schulzeit gesagt ich sei hässlich. Und es stimmte, ich sah in den Spiegel in der Schultoilette und ich widerte mich an. Wie konnte ich nur so die Klasse betreten? 8 Jahre katholisches Privat-Gymnasium. 8 Jahre Demütigung und Schläge (behindert war ich ja auch noch).

Dann kam die Uni - oder besser schon die Ferien nach dem Abitur. Die Menschen sahen mich an, und auf Parties bekam ich Komplimente. Es war, als wäre über Nacht aus schwarz weiß geworden.
Ob ihr das glaubt oder nicht: Seit dem Tag, an dem ich die Schule verließ, nannte mich nie wieder jemand hässlich. Immer, wenn ich ein Kompliment bekam, antwortete ich, dass man mich nicht quälen soll, ich wisse, dass es nicht stimmt. Sie fragten dann, woher ich es wisse. Als ich den Grund erzählte, schüttelten sie nur den Kopf und sagten so etwas wie: "Komisch".
Mittlerweile bin ich mir gewiss: "Kein Mensch wird hässlich geboren". Unterschiedlich schön, das ja. Aber für das Hässlich-Werden, dafür haben wir die Sozialisation und die Selektion von Kindern durch Kinder.

Samstag, 12. April 2008

Choppers World

(Mama)
Chopper hat uns heute mit ein paar seiner Gedanken überascht - im positiven Sinne.
(Ich werde die Dialoge auf Englisch schreiben, denn das waren sie auch)
Der erste Gedanke:
Bei uns gab es Spaghetti, und er sagte:" Look, the noodles look like my guts. When I eat them, my guts say - yippie, there's a friend!"

Und der zweite:
Chopper ist zur Zeit sehr an der Embryogenese interessiert. Also gehen wir das Schritt für Schritt zusammen durch. Wir beginnen bei den zwei Zellen, die nur die Hälfte der DNA, der Information, enthalten, die dann zu einer Zelle mit der kompletten Information werden.
Und genau bei diesem Schritt warf Papa ein: "One cell is a sperm and it's delivered via email".
Chopper dachte kurz nach.
"No,"sagte er dann, "it's delivered via body".
(Er hat von uns keine Information darüber, wieso sich die zwei Zellen treffen und woher sie kommen. Ich gebe mir immer Mühe, seine Fragen exakt zu beantworten, ohne ihm viele Randinformationen zu geben. Wenn er danach fragt, wie ein Baby im Bauch wächst, dann bekommt er die Information, aber da er nicht danach gefragt hat, wie das Baby dahinkommt, lasse ich den Teil auch weg. Seine nächste Frage muss er schon selber finden:) )