Sonntag, 13. April 2008

Die wahre Geschichte vom hässlichen Entlein

(Papa)
Dies ist eine wahre und sehr persönliche Geschichte über die Hässlichkeit, und aus welcher Richtung ich ihr Kommen vermute.
Angeregt hat mich dazu John Holts' - Aus schlauen Kindern werden Schüler.
Er beschreibt dort, dass geistig behinderte Kinder hässlich werden, weil sie die Erwartungen der anderen untertreffen. Diese anderen sind dann voll Abscheu. Diesen Spüren die Kinder, und mit der Zeit entweicht alle Selbstachtung und Menschlichkeit aus dem Wesen. Bis es so verabscheuenswert geworden ist, dass es die Erwartungen, die die geistige Behinderung in die Reaktionen der anderen Menschen gepflanzt hat, erfüllt.
Wem das alles zu schnell und oberflächlich erklärt war, der kann es ja nachlesen :)

Ich kenne auch so eine Geschichte (eigentlich mehrere, aber von zwei will ich erzählen).
Ich hatte letztes Jahr einen Schüler (Legasthenie und alles andere auch), der war wirklich unansehnlich. Einmal, als er dann die "Legasthenie" (sie war ihm nur angedichtet) bewältigt hatte, sah er für einen kurzen Augenblick auf und lächelte. Sein Gesicht war sonst immer total "entspannt". Keine Regung in der Seele. Kein Mensch hinter seinen Augen.
Er war schon komplett abgestorben. Aber in diesem einen Augenblick, war er richtig schön. Wie ein Mensch, der eine Idee hatte, der Hoffnung spürte. Ich war überrascht und fast schockiert.
Was konnte die Schule nur für ein Monster sein, und was konnte wirkliche Bildung und wirkliches Interesse für einen Menschen bewirken. Seine Augen blitzten für einen Moment.

Und heute erinnerte ich mich an die zweite Geschichte. Auch mir wurde meine ganze Schulzeit gesagt ich sei hässlich. Und es stimmte, ich sah in den Spiegel in der Schultoilette und ich widerte mich an. Wie konnte ich nur so die Klasse betreten? 8 Jahre katholisches Privat-Gymnasium. 8 Jahre Demütigung und Schläge (behindert war ich ja auch noch).

Dann kam die Uni - oder besser schon die Ferien nach dem Abitur. Die Menschen sahen mich an, und auf Parties bekam ich Komplimente. Es war, als wäre über Nacht aus schwarz weiß geworden.
Ob ihr das glaubt oder nicht: Seit dem Tag, an dem ich die Schule verließ, nannte mich nie wieder jemand hässlich. Immer, wenn ich ein Kompliment bekam, antwortete ich, dass man mich nicht quälen soll, ich wisse, dass es nicht stimmt. Sie fragten dann, woher ich es wisse. Als ich den Grund erzählte, schüttelten sie nur den Kopf und sagten so etwas wie: "Komisch".
Mittlerweile bin ich mir gewiss: "Kein Mensch wird hässlich geboren". Unterschiedlich schön, das ja. Aber für das Hässlich-Werden, dafür haben wir die Sozialisation und die Selektion von Kindern durch Kinder.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

http://www.heulers.de/2008/04/vater-und-sohn.htm